Ingo Ernst Reihl und die Rhein-Ruhr Philharmonie haben im diesjährigen Frühjahrskonzert symphonische Meisterwerke auf das Programm gesetzt, die ihre Begeisterung und Faszination für die romantische Literatur des späten 19. Jahrhunderts ausdrücken.

Die drei Werke des Abends, Mykola Lysenkos Ouvertüre zur Oper „Taras Bulba“ , Gustav Mahlers „Totenfeier“ und Peter Tschaikowskis 4. Symphonie eint der Gegensatz zwischen Schicksal und freiem Willen. Die Biografien der Komponisten sind geprägt von schweren Schicksalschlägen, die sich in bewegenden musikalischen Themen niederschlagen. Zugleich ist die Musik ein Versuch, aus dieser Fügung auszubrechen.

Der Abend wird mit Mykola Lysenkos Ouverture zu seiner Oper Taras Bulba eröffnet. Sie basiert auf der gleichnamigen Erzählung von Nicolai Gogol, die den kosakischen Freiheitskampf in der Ukraine Anfang des 17. Jahrhunderts erzählt. Deutlich hört man hier die Liebe zu seinem Heimatland heraus. Gustav Mahler bezog seine Inspirationen für seine Totenfeier auch aus literarischen Quellen der Zeit, etwa des polnischen Autors Adam Mickiewicz. Leben und Tod, Jüngstes Gericht und Auferstehung: das sind die Fragen, die Mahler auf seine Weise musikalisch zu beantworten sucht.

Tschaikowskis 4. Symphonie in f-Moll, op. 36 ist sicherlich das bekannteste Werk des Abends. Er drückt mit bewegenden musikalischen Themen sowohl Chaos, Verzweiflung, Melancholie als auch Sehnsucht aus. Die einleitende Fanfare, die er selbst als Schicksalsmotiv bezeichnet, kehrt im letzten Satz als bedrohliches Signal wieder und wird dann in die wilde und vermeintlich ausgelassene Heiterkeit einer Volksfeststimmung überführt. Wir erleben Wechselbäder der Gefühle und eine ungeheure Energie und emotionale Dichte, so dass man Tschaikowskis eigene Einschätzung, seine 4. Symphonie sei das Beste, was er je geschrieben habe, nur unterstreichen kann.

Dirigent des Abends ist Ingo Ernst Reihl, der mit seiner warmherzigen Art und seinem Dirigat nicht nur das Orchester, sondern auch das Publikum seit vielen Jahren mitzureißen vermag.

Konzerte:

  • Samstag, 27.04.24, 20.00 Uhr, Volksbank.klassisch, Gebläsehalle der Henrichshütte, Hattingen
    Eintrittskarten: Filialen der Volksbank Sprockhövel-Hattingen (ab 18.03.), Abendkasse
  • Sonntag, 28.04.24, 18.00 Uhr, Anneliese Brost Musikforum Ruhr, Bochum
    Einrittskarte: Reservix.de
Ingo Ernst Reihl

Silas Kurth, André Sebald und die Rhein-Ruhr Philharmonie spielen Bizet (Carmen-Suiten), Glasunov (Saxophon-Konzert) und Prokofjew (Suite aus „Romeo und Julia“)

Einen Abend voll hinreißender Orchesterfarben und emotionaler Extreme können die Zuhörerinnen und Zuhörer im Herbstkonzert der Rhein-Ruhr Philharmonie erleben. Auf dem Programm stehen die beiden Suiten aus der Oper „Carmen“ von Georges Bizet, das Konzert für Altsaxophon und Streicher von Alexander Glasunov und eine Auswahl aus den Suiten 1 und 2 aus dem Ballett „Romeo und Julia“, op. 64 von Sergej Prokofjew.

Das Erfolgsrezept der wohl meist gespielten französischen Oper „Carmen“ von Georges Bizet bleibt ihre verständliche musikalische Sprache. Mit spanischem Kolorit und einer betörenden melodischen Finesse wird die Geschichte einer Frau erzählt, die zwischen emanzipatorischer Eigenständigkeit und bedingungsloser Liebe hin- und hergerissen ist. Bizet versteht es, die Dramatik der Szene in seinen Suiten für großes Orchester immer lebendig zu halten. Schon die ersten Takte der Ouvertüre schaffen einen Raum und eine sinnlich fassbare Atmosphäre, die die Zuhörer gefangen nimmt. Klar, dass das tragische Ende der Carmen auch den überzeugtesten Verstandesmenschen nicht kalt lässt.

Das Saxophon ist eine vergleichsweise junge Erfindung des belgischen Klangtüftlers Adolphe Sax, die er Mitte des 19. Jahrhunderts gleich in einer kompletten Instrumentenfamilie, vom Sopran- bis zum Bass-Saxophon, vorstellte. Im Multiphonic Saxophon-Quartett, mit dem unser junger Solist Silas Kurth zur Zeit große Erfolge feiert, kommen die reichen farblichen und artikulatorischen Möglichkeiten des Instrumentes besonders zur Geltung. Nun stellt er sich als Solist des Konzertes für Altsaxophon und Streichorchester von Alexander Glasunov vor. 1934 für Sigurd Rascher geschrieben, gibt es dem Solisten die Möglichkeit, seine ganze Bandbreite an Virtuosität, Gesanglichkeit und farblicher Brillianz zu zeigen.

„Tote können nicht tanzen“, das war eines der Argumente, gegen das Sergej Prokofjew seine Pläne für sein berühmtes Ballett, „Romeo und Julia“, behaupten musste. In neoklassizistischer Spielfreude und Eleganz, mit ungewöhnlichen Klangfarben, unerwarteten harmonischen Wendungen und verwobenen melodischen Linien zeichnet er ein subtiles psychologisches Charakterbild der handelnden Personen und der tragischen Protagonisten des Dramas von William Shakespeare. Prokofjew stellte die ersten beiden Suiten seiner Musik zusammen, noch bevor das Ballett 1938 zur Uraufführung kam. Ein Meisterwerk der Musikliteratur.

André Sebald, Dirigent

André Sebald  kann als Solist und Hochschullehrer auf eine lange und erfolgreiche Laufbahn zurückblicken. 1953 in Bremen geboren, studierte er Querflöte bei Prof. Gertrud und Karlheinz Zöller in Hamburg. Wichtige Impulse für seine Dirigentenlaufbahn bekam er beim damaligen Generalmusikdirektor, Prof. Hans Drewanz, in Darmstadt.
Schon als Student gewann er das Probespiel als Solo-Flötist bei den Hamburger Symphonikern, besetzte diese Position dann im Orchester der Beethovenhalle Bonn und schließlich bis 2018 beim Gürzenich-Orchester der Stadt Köln. Außerdem war er mehrere Jahre Mitglied im Orchester der Bayreuther Festspiele.
Als Hochschullehrer ab 1979 an der Folkwang-Hochschule Essen, später dann ab 1993 als Professor einer Flötenklasse an der Robert-Schumann-Hochschule Düsseldorf, bildete er zahlreiche junge Musikerinnen und Musiker aus und bereitete sie auf ihr Berufsleben vor.
Die Förderung des Orchesternachwuchses liegt ihm besonders am Herzen, so etwa als Bläserdozent des Landesjugendorchesters NRW, des Bundesjugendorchesters oder der Jungen Deutschen Philharmonie, um nur einige zu nennen.
Er ist ein gefragter Dozent nationaler und internationaler Flöten- und Kammermusikkurse.
Im Juni 2021 wurde ihm der Verdienstorden des Landes NRW verliehen, der seine langjährige ehrenamtliche Arbeit im Vorsitz diverser Ämter, zum Beispiel im Landesmusikrat, im Landesausschuss Jugend musiziert oder “Muse Deutschland“ würdigt. Als Dirigent der Sinfonia Königswinter leitet er seit 1995 zahlreiche Konzerte im In- und Ausland.

Silas Kurth, Saxophon

Silas Kurth ist freischaffender Saxophonist und Mitglied des Multiphonic Quartetts.
Nach anfänglichem Unterricht am Klavier begann Silas im Alter von neun Jahren Saxophon zu lernen. Es folgten zusätzlich Schlagzeug- und Gesangsunterricht. Als Jungstudent wurde er mit 16 Jahren an der Musikhochschule Würzburg in die Klasse von Prof. Lutz Koppetsch aufgenommen, wo er klassisches Saxophon studierte. Es folgte das Bachelorstudium bei Prof. Martin Hilner an der Robert Schumann Musikhochschule in Düsseldorf und ein Erasmussemester bei Prof. Arno Bornkamp am Konservatorium in Amsterdam.
Als langjähriges Mitglied im Bundesjugendorchester spielte er unter berühmten Dirigenten, wie z.B. Sir Simon Rattle.
Mit dem Multiphonic Quartett und als Solist gewann er zahlreiche erste Preise bei nationalen und internationalen Wettbewerben sowie Stipendien und Förderpreise.
Konzerte führten ihn in die Schweiz, nach Portugal, Griechenland, Italien und nach China. Darüber hinaus war er bei verschiedenen Produktionen im WDR und BR, dem Deutschlandfunk Kultur und der ARD zu erleben.

Konzerte

  • Samstag, 18.11.2023, Gaskraftwerk im LWL-Museum Henrichshütte (Gebläsehalle), Hattingen
    Vorverkauf ab 16.10. bei den Filialen der Volksbank Sprockhövel
  • Sonntag, 19.11.2023, Anneliese Brost Musikforum Ruhr, Bochum
    Vorverkauf unter reservix.de

Nach zwei erfolgreichen Konzerten möchten wir allen, die daran teilgehabt haben, im Orchester, in der Organisation oder als ZuhörerIn herzlich danken.

Das Projekt war in vielerlei Hinsicht ein Novum für die Rhein-Ruhr Philharmonie: ein junger Dirigent, eine international bekannte Solistin und das Debut im Annelise-Brost Musikforum Ruhr. Alle “Wagnisse” haben sich gelohnt, den vielen positiven Rückmeldungen aus dem Publikum und dem Orchester nach. Daher werden wir in Zukunft regelmäßig in diesem Konzertsaal gastieren.

Der angenehmen, musikalisch wie menschlich überzeugenden Art zu proben und zu dirigieren von Tim Hüttemeister, sowie dem frischen und unprätentiösen Spiel von Maria Kliegel, die bei beiden
Konzerten überzeugte, sind die schöne Arbeitsphase mit ihren beiden gelungenen Konzerten zu verdanken.

Klangbild von ergreifender Innigkeit und Ruhe – Rhein-Ruhr Philharmonie überzeugt mit Frühjahrskonzert in der Gebläsehalle

WAZ, 08.05.2023

Es folgen ein paar Eindrücke aus einem Beitrag des Ruhr-Kanals.