Musik zwischen gestern und morgen

Mit opulenten, sinnlichen und tiefromantischen Orchesterklängen gestaltet die Rhein-Ruhr Philharmonie unter Leitung des Bochumer Universitätsmusikdirektors Nikolaus Müller ihr diesjähriges Herbstkonzert bei Volksbank.klassisch in der Gebläsehalle des LWL-Industriemuseums Hattingen.

Richard Wagners Vorspiel zu seinen Meistersingern von Nürnberg eröffnet als wohl bekanntestes Werk den Abend. Kraftvolle Bläserakkorde und ausschweifende Geigenkantilenen verströmen zu Beginn von Wagners knapp fünfstündiger Oper Wohlklang – sicherlich ein gewichtiger Grund, dass diese Musik zum Inbegriff deutscher Romantik geworden ist. Mit Alban Bergs Sieben frühen Liedern für Singstimme und Orchester folgen nicht minder reizvolle Klangwelten differenzierter Instrumentierung. Die kammermusikalisch angelegte Partitur der 20 Jahre nach ihrer Entstehung orchestrierten Lieder ist von großer Sinnlichkeit und gibt den Musikerinnen und Musikern der Rhein-Ruhr Philharmonie die Gelegenheit, sehr individuell und subtil mit der Solistin des Abends, Katharina Woesner, zu interagieren.

Im zweiten Teil des Konzertes erklingt Johannes Brahms’ 4. Sinfonie in e-Moll – ein symphonisches Monument von großer Melancholie. In ihrem elegischen Ton ist das Werk aber von einer kompositorischen Strenge und Struktur geprägt, die einzigartig in der Geschichte der Sinfonie ist.

Unter der klanglichen Oberfläche des Konzertabends treten höchst aktuelle Themen zutage. Mit Richard Wagner und Johannes Brahms rahmen zwei Antipoden des ausgehenden 19. Jahrhunderts das Programm, die für die Auseinandersetzung zwischen Tradition und Fortschritt stehen. Es ist höchst eindrucksvoll zu hören, wie jeder der drei Komponisten in eigener Weise Lösungen im Umgang mit der Vergangenheit für die Zukunft findet – und es begegnen dabei in den Stücken noch andere Komponisten wie Johann Sebastian Bach, Gustav Mahler, Claude Debussy und Arnold Schönberg.

Nähere Informationen zu den Konzerten unter Konzerte.